Überfahrt mit der Mary Ann

13. Okt.

Loge: 36779

Um 8 Uhr legen wir (Norbert und Leonardo) gemeinsam mit Rainer und Lothar in der Marina Alcaidesa ab. Unser erstes Ziel ist die Tankstelle, die Shepphard´s Marina in Gibraltar. Alle Segler mit Ziel Kanaren, fährt diese Tankstelle an, Tank und Reservekanister werden mit günstigen Diesel befüllt. Auch Norbert befüllt Tank und drei 30 lt Kanister mit Diesel. 11 Uhr geht es endlich mit der Überfahrt auf die Kanaren los. Kurs 208° W-Wind mit 25 Kn und Loge von 4-5 Kn.

Haben die Durchfahrt vom Mittelmeer in den Atlantik fast geschafft, als Leonardo um 16,30 Uhr Schiff vorraus, 3 Grindwale sichtet.18,00 Uhr: GPS 35°54,80 N 005°42,10 W

In der Nacht dreht der Wind immer mehr auf SW und die Stärke nimmt auch zu 30-35 Kn, die Wellen ereichen eine Höhe von 3-4 m. Ladegerät und der Lüfter machen Probleme!!! Das Ladegerät ladet nur die Starterbatterie aber nicht die Verbraucherbatterien. Der Lüfter macht so einen Lärm, das man in der Achterkabine nicht zum Schlafen kommt. In der Nacht bricht der Funkkontakt zu Rainer und Lothar ab. Durch aufkreuzen versuchen wir doch noch an Sm zu gewinnen, aber fast aussichtslos.

14. Okt.

7 Uhr  GPS: 35°40,20`N  006°10,10`W

Seit Mitternacht schlechtes Wetter, eine Wetterfront nach der anderen geht über uns nieder. Wind noch immer aus SW 30- 35 Kn und die Loge am GPS zeigt 5 Kn an. Am Tag ändert sich die Wetterlage kaum. Müssen mit dem Honda Stromaggregat meine Verbraucherbatterien laden. Bis jetzt ist keiner von uns Seekrank!!!! Leonardo trägt die Akupressur Armbänder von Roswitha gegen die Seekrankheit, haben Roswitha bei unruhiger See immer geholfen!

Haben eine gute Arbeitseinteilung am Schiff, ich mache Frühstück und Mittagessen. Leonardo wäscht Geschirr ab und räumt alles wieder ordentlich weg. Auch bei der Wachablöse ist er pünktlich, stellt seinen Handywecker 10 min vor Wachablöse ein.

23 Uhr  GPS: 33°52,90`N 007°00,50`W

15. Okt.

7 Uhr  GPS: 33°23,90`N 008°28,90`W

Starten den Honda Generator um die Verbraucherbatterien zu laden. Meine Toplichter verbrauchen pro Std. 75 Watt, werde diese Lampen gegen Ledlampen austauschen. Suche noch immer den Fehler, warum mein Ladegerät die Verbraucherbatterien nicht ladet!!! Schönes Wetter, Wind noch immer aus SW. Durch Aufkreuzen kämpfen wir uns Sm für Sm in Richtung Kanaren.

Unsere Angelrute schleppen wir seit Gibraltar mit Kunstköder, Entfernung 100 m hinter dem Boot nach. 15 Uhr die Angelrolle macht sich durch lautes Knattern bemerkbar, Fisch am Hacken. Nach 15 min Drill ist die Goldmakrele (3-4 kg) an Bord. Den Nächsten soll Leonardo fangen, aber der Fisch war zu groß, konnte ihn nicht zum Boot drillen. Am späten Abend noch 2 Fische verloren. Auf unsere Kunstköder beißen nicht nur die Fische sondern auch die Möwen. 2 Vögel konnten wir retten einen mussten wir den Hals umdrehen, Leonardo tat das sehr leid. Heute sternenklare Nacht, käme der Wind nicht aus SW, wäre es eine perfekte Segelnacht.

16. Okt. 

7 Uhr  GPS: 33°33,90`N 008°28,90`S

Neuer Versuch die Verbraucherbatterien mit dem Ladegerät zum Laden zu bringen. Verbinde mit ein Stück Draht, Lader mit Batterien. Der erste Versuch scheiderte Draht ist zu dünn, verschmilzt gleich. Beim dritten Versuch mit dickem Draht funktioniert es, die Batterien werden geladen.

Heute beissen die Fische besonders gut, bis zum Abend haben wir 6 Stück Bonitos gefangen. Wechseln uns beim Drill ab, einmal Leonardo und dann ich.Der Wind ist weniger als die letzten 2 Tage und das Meer hat sich auch beruhigt. Leonardo und ich genießen das schöne Segelwetter mit aufregenden Unterbrechungen vom Drill der Fische!!!!Die selbst gefangenen Fische werden gleich zubereitet und verspeist, Norbert filetiert schon das nächste Mittagessen!!!

22 Uhr  GPS: 32°35,60`N 009°43,20`W

Um 22 Uhr ändert sich das Wetter schlagartig, Wind nimmt stetig zu (35-40 Kn) und die Wellen werden immer höher. Der Wind wird noch stärker, bei 57 Kn höre ich auf, auf die Windanzeige zu schauen. Die Wellen hinter uns erreichen eine Höhe von 8 m. Leonardo fragt mich ob es noch heftiger wird und schaut immer auf die hohen Wellen hinter uns. Sage ihm er soll nach vorne schauen. Die Segeleinstellung auf Abwettern eingestellt, so verbringen wir die nächsten 14 Stunden. Machen aus 2 schweren Leinen, 2 Fändern und einen 30 lt Kanister mit Wasser befüllt, einen Treibanker. (was unser Tempo etwas drosselt)

17. Okt.

9 Uhr GPS: 33°6.20`N 009°45,10`W

Bis jetzt hat es uns 45 Sm zurück versetzt, überlege welche Richtung wir weiterfahren sollen!!! Ich entscheide mich auf die Marokkanische Küste zuzufahren in Richtung Al Jadida, möchte nicht noch mehr Sm verschenken, die wir so hart durchs aufkreuzen gewonnen haben. Bin so müde und erschöpft das ich am Steuer immer öfters einschlafe. Leonardo muss jetzt das Steuer übernehmen, er meint er könne das nicht. Norbert sagt: Leonardo du musst, ich kann nicht mehr, wir wollen doch nicht mit dem Boot untergehen!!! Nach kleinen Anlaufschwirigkeiten macht es Leonardo ganz gut.

18. Okt. 

Die Segel sind schon auf die kleinste Fläche getrimmt, denoch machen wir immer noch 8-9 Kn (wir surfen das Wellental hinunter). So steuern wir die Marokkanische Küsten an, mit der Hoffnung das die Wellen an der Küste flacher werden. Was auch zutrifft, aber die Geschwindigkeit verringert sich kaum (6 Kn). 

 5 Uhr GPS: 33°10,10`N 008°38,90`W

Versuche über Funk eine Einlauferlaubnis für den Hafen zu bekommen, erhalte aber keine Antwort. Ein Tanker meldet sich bei mir am Funk. Er gibt mir den Tip den Hafen Jorf Lafsar anzufahren, er ist sehr lang. Beim Anlaufen des Hafens mussten wir sogar die Sprayhood weggeben, machen ohne Segel und Motor noch immer 6 Kn, Motor lasse ich nur im Leerlauf beim Einfahren in den Hafen mitlaufen. Zum Glück ist der Hafen sehr lang, so das wir das Boot doch noch zum Stehen bringen. Ankern zwischen 2 Tankern, wollten uns schon in die Kojen zum Schlafen verkriechen. Mache einen Blick nach oben, sehe eine rote Wand neben uns. Sind nur 3 m von einem Tanker entfernt, schnell die Ankerwinsch rauf aufs Vorschiff. Bei dieser Aktion stürze ich den ganzen Niedergang hinunter und verletze mich am Sprunggelenk. Jetzt ist keine Zeit für Versorgung der Verletzung, Motor starten, Anker rauf, abdrehen vom Tanker und neu Ankern mit noch mehr gestreckter Kette (40 m). Jetz haben wir Zeit meinen Fuß mit Salbe und Verband zu versorgen, danach nur noch schlaaaaafen.Hier im Hafen erfahren wir, das es so eine Wetterlage schon seit 10 Jahren nicht mehr gegeben hat. Ein Atlantiktief was weit in den Süden kam und ein großes Tief von Afrika aus Süden. Diese beiden Tiefs treffen aufeinander, die Windgeschwindigkeiten wurden dadurch noch mehr verstärkt und wir mit unser Mary Ann dazwischen. Auch die Kanarischen Inseln soll es ordentlich erwischt haben. Werden die nächsten 2 Tage von hier nicht auslaufen können. Bekommen für 2 Std. Internet, E-Mail an Roswitha schreiben, Kurzfassung unserer Erlebnisse. Auch Leonardo informiert seine Familie in Italien, dass er gesund in Marokko angekommen ist.

19. Okt.

Müssen das ganze Schiff aufräumen, es schaut aus wie auf einem Schlachtfeld, Ölzeug waschen und trocknen. Behördenwege werden mir erspart da mein Füß sehr dick angeschwollen ist. Beamte kommen zum Boot und erledigen hier den Papierkram. Im Hafen ist es sehr staubig, riesige Tanker werden mit Phosphatgestein und Chemikalien wie Schwefel, Ammoniak und Schwefelsäure beladen. Der Arabische Name Jorf Lafsar heißt übersetzt Gelbe Cliffs und ist der zweitwichtigste Hafen Marokkos. Seit 2013 ist im Hafen die Ölraffinerie mit einer Produktion von 200 000 Barrel pro Tag  in Betrieb. Außerdem gibt es eine große Entsalzungsanlage die die Stadt El Jadida mit Trinkwasser versorgt, 200 000  Kubikmeter pro Tag.

20. Okt.

Muss meinen Fuß schonen, machen Essigwickel um das Gelenk und mit einer Fußbandage kann ich kurze Wege gehen. Leonardo ist mir ein sehr große Hilfe, pakt überall mit an. Bin froh das ich ihn auf meinem Schiff mitgenommen habe.

Wetterbericht schaut für morgen nicht so schlecht aus, wir wollen nicht länger in diesen staubigen Hafen bleiben. Das ganze Schiff ist voll mit Staub und die Luken kann man auch nicht öffnen, sonst ist der Dreck auch im Salon und den Kojen. Schreibe Roswitha eine kurze E-Mail, das wir morgen Früh weiter auf die Kanaren fahren, Sie und Haso sind schon mit der Fähre auf die Kanaren unterwegs.

21. Okt.

Um 5 Uhr verlassen wir den Hafen Jorf Lafsar mit Kurs auf die Kanaren. Wetter ist schön, E Wind 20-25 Kn und fahren laut GPS 5-6 Kn. Traumhaftes Segelwetter heute!!!!

23 Uhr GPS: 32°20,10`N 009°50,70`W 

22. Okt.

8 Uhr GPS: 31°52,00`N 010°27,40`W

Seit Gestern Früh 5 Uhr machen wir ein Etmal von 136 Sm. Wetter hat sich wieder verschlechtert, Wind hat auf SW gedreht mit 30 Kn. Heißt für uns wieder aufkreuzen, zwischendurch gehen Gewitterfronten über uns nieder mit Böen von 40 Kn. Um 10,30 Uhr verringert sich plötzlich die Geschwindigkeit, sehen ganz tief unten eine rote Leine. Sind 100 Sm von der Marokkanische Küste entfernt, das soll es eigentlich keine Fischernetze geben. Aber vielleicht wurde eines durch den Sturm abgetrieben. Mit dem Gaff hollen wir die Leine etwas hoch um sie mit dem Messer zu kapern. Macht einen lauten Schnalzer und weg war die Leine. Wir vermuten, dass sie sich um die Bleibombe verheddert hat. Müssen zeitweise die Maschine dazunehmen um nicht zuweit von der Kurslinie abzufallen.

23 Uhr GPS: 31°02,50`N 011°53,90`W

23. Okt.

8 Uhr GPS: 30°39,30`N 011°51,70`W

Seit gestern Abend haben wir einen Passagier an Bord, einen kleinen Finken. Er ist wohl müde und macht bei uns eine Rast.

14 Uhr GPS: 30°22,50`N 011°05,40`W

24. Okt.

8 Uhr GPS: 29°11,70`N 013°18,10`W

Und schon kommt die nächste Gewitterfront auf uns zu, die uns mehr als 5 Sm vom Kurs abtreibt.  Starten die Maschine, werden die letzten Sm zur Insel Lanzarote mit Motor und Segel fahren. Um 16 Uhr legen wir an der Tankstelle in Puerto Calero an. Nach dem Tanken machen wir die Mary Ann am Schwimmsteg fest. Schreibe eine kurze E-Mail an Roswitha, das wir soeben auf Lanzarote angekommen sind und morgen weiterfahren nach Gran Canaria.

25. Okt.

Um 12 Uhr verlassen wir den Hafen Puerto Calero mit Kurs auf Las Palmas. Heute mal wieder super Segelwind NW mit 25 Kn. Um 14 Uhr Stb-Seite Lanzarote und Bb-Seite Fuerteventura, wollen entlang an der W Küste Fuernteventura auf Gran Canaria.

20 Uhr GPS: 28°40,30`N 014°05,90`W

Um 22 Uhr macht sich die Angelrolle durch lautes Knattern bemerkbar. Ich bin am drillen, Leonardo leuchtet  mit der Taschenlampe ins Wasser. Es ist ein großer Calamari am Haken, Leonardo meint das gibt ein gutes Essen ab. Mit dem Gaff will er gerade den Calamari fassen, als ich merke das der Calamari immer schwerer wird. Sehen im Scheinwerferlicht der Lampe einen großen grauen Schatten (über 2 m Hai), der unseren Calamari pakt und davon schwimmt. In wenigen Sekunden nimmt er mir fast die ganze Angelleine von der Rolle. Leonardo muss die Leine mit dem Messer kapern, sonst wäre meine Rute auch noch zu Bruch gegangen!!!! Heute ist Vollmond und dadurch kommen die Calamari an die Oberfläche.(Pech gehabt)

26. Okt.

8 Uhr GPS: 28°01,30`N 015°14,70`W

Der Hafen Las Palmas auf Sicht an der Stb-Seite, aber unser Ziel ist der Hafen an der Südseite von Gran Canaria - Pasito Blanco. Können auch heute alles unter Segel fahren, kurz vor der Hafeneinfahrt wird die Maschine gestartet. Um 17 Uhr liegen wir am Schwimmsteg fest. Leonardo und ich stoßen mit einem Bier auf unsere doch noch geglückte Kanarenüberfahrt an.

Loge: 37874

Von Gibraltar auf Gran Canaria sind es auf direktem Seeweg 670 Sm - wir sind 1095 Sm gefahren!!!!!!